Details

Besuch aus dem Land des Lächelns

Japanische Ingenieure informieren sich bei ISW

Japanische Ingenieure informieren sich bei der ISW in Arnsberg über Sauerländer Unternehmenskultur

"Sauerland meets Japan" hieß es kürzlich bei der ISW in Arnsberg: Ingenieure aus dem japanischen Kanazawa wollten Einblicke in die Arbeit der ISW gewinnen.

Die Ingenieurgesellschaft Ryoki ist wie die Ingenieur GmbH Schmidt und Willmes auf technische Gebäudeausrüstung spezialisiert. Ryoki hat seinen Sitz im japanischen Kanazawa und beschäftigt rund 345 Mitarbeiter.

"Wir sind hier, um uns über Unterschiede in den Firmenkulturen zu informieren, sagte Masaichiro Kitagawa, Präsident der Ingenieurgesellschaft Ryoki. "Bei uns ist zum Beispiel die Ansicht etabliert, dass es bewundernswert ist, wenn jemand sehr lange arbeitet."

Überlastung und drastische gesundheitliche Probleme seien oft die Folge, das habe er selbst beobachten können. Die reguläre Arbeitswoche sei zwar auch in Japan 40 Stunden lang, das Überstundenkonto jedoch sei enorm hoch. Das zeige die Überlegung, in Japan eine Zahl von mehr als 100 Überstunden pro Arbeitnehmer und Monat zu verbieten. "Es muß darum gehen, eine bessere Work-Life-Balance zu finden", meint Kitagawa. "Nur so kann man ein Volk zu wirklichem Wohlstand führen." Produktivitätssteigerungen um jeden Preis seien aus seiner Sicht nicht der richtige Weg.

Um ein konkretes Projekt geht es bei dem Besuch der Delegation bei der ISW nicht, sondern um einen offenen Austausch. "Es ist Netzwerkpflege, dafür muss Zeit sein", sagte Willy Willmes. Spannend sei aus seiner Sicht auch der Austausch über Frauen in technischen Berufen und Führungspositionen. "Wir beschäftigen einige Ingenieurinnen, auch als Projektleiterinnen". Einen Wandel habe er während seiner bisherigen Berufsjahre miterleben können. "Als ich in den 70er Jahren studiert habe, gab es in unserem fachbereich nur eine einzige Frau."

Heute liegt der Frauenanteil unter allen erwerbstätigen Personen mit Ingenieurabschluß nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft im Bundesdurchschnitt bei 17,8 Prozent.

Unter den mehr als 300 Beschäftigten von Ryoki gibt es bislang nur eine einzige Ingenieurin – Kitagawa will die Zahl gerne erhöhen. Laut deutschem Institut für Japanstudien ist das Modell des männlichen Familienernährers in Japan noch stark in Gesellschaft, Politik und Unternehmenskultur verankert.

Es zeigten sich seit einigen Jahren aber Anzeichen für einen Wandel, der sich nicht zuletzt auf einen steigenden Anteil erwerbstätiger Frauen, irregulärer Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitnehmer mit ausländischen Wurzeln zurückführen lasse. Die Delegation aus Kanazawa will nun Impulse aus dem Sauerland mit zurück nach Asien nehmen.

Masaichiro Kitagawa (6. von links) ist Präsident der japanischen Ingenieurgesellschaft Ryoki. Mit einer Delegation besucht er die Neheimer Ingenieure Schmidt und Willmes.
Masaichiro Kitagawa (6. von links) ist Präsident der japanischen Ingenieurgesellschaft Ryoki. Mit einer Delegation besuchte er die ISW. Patrick Reibeholz, Willy, Jens und Barbara Willmes sowie Alexandra Eikel tauschen sich mit den Gästen aus.

Zurück